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Bewertung
★
Mich hat einfach neugierig gemacht, wieso eine Tennisclubheim einen solch guten Rang hat: Immerhin Nr. 9 von 167 in Marburg. Vielleicht hätte ich doch die eine oder andere Bewertung einmal genauer anschauen sollen, ob das überwiegend Bewerter mit vielen veröffentlichten Beiträgen sind oder solche, die so Hin und Weg von dem Besuch des Lokals waren, dass sie erst- und einmalig bewerteten. So, nun zur Sache: Erster Eindruck: KNEIPE - oh Gott! Zweiter Eindruck nach dem Blick in den Raum links: Fussballkneipe - riesiger laufender Fernseher! Geräuschkulisse enorm, die Abstimmung, welchen Platz wir einnehmen war nur schreiend möglich: Studentenkneipe!Wir nehmen an einem kleinen Tisch Platz und tatsächlich: Die Rose in der Vase ist echt. Der große, glitzernde schwarz-weiße Schmetterling auf dem kleinen Ast quer darüber selbstverständlich nicht, lenkt aber geschickt von der schmuddeligen Tischdecke ab. Jetzt wollen wir nicht kritisch werden, es ist 20.30 Uhr und viele haben schon im Laufe des Tages an dem Tischchen gehockt und da wird halt gekleckert. Man kann nicht immer erwarten, dass die Wäsche gewechselt wird, wenn sie schmutzig ist.Auf die Frage, ob es einen Platz etwas weiter Abseits vom lauten Geschehen gibt, muss die nette Bedienung passen.Sie bringt die Karte und fragt nach den Getränken. Gatte ist clever und wählt ein Bier, ich einen Pinot Grigio. Wie er schmeckt, will Gatte wissen, nun ja: 50 % Leitungswasser, 50 % Wein, das beschreibt diesen Wein recht korrekt. Bestimmt ein schlechter Jahrgang, denn ganz sicher vermischt hier niemand Wein mit Wasser, das will ich nicht unterstellen.Die Karte: Salat, Pasta, viel Pizza. Die Pasta fast ausschließlich mit Tomatensoße - nicht mein Ding. In der Not frisst der Teufel Fliegen und ich Bauernsalat und Gatte Schnitzel in einer Pizzeria.Es dauert. Und dauert. Schnitzelchen kommt. Gut, man soll sich abends nicht mehr so die Wampe vollschlagen. Pilze und Zwiebel sehen gut aus, sind keine Offenbarung, aber genießbar.Salat lässt weiter auf sich warten, Gatte isst schonmal, damit kleines Schnitzelchen nicht kalt wird. Er sieht gut aus, der Salat, als er endlich serviert wird, allerdings fehlt jegliches Dressing, nur die nackten Tomaten, Gurken usw. befinden sich auf dem Teller. Nach einer Reklamation wird etwas Olivenöl darüber gekippt. Das ist aber kein schlechtes und schmeckt. Na endlich! Plötzlich fällt mein Blick auf den Rand meines weißen, gewöhnlichen Tellers: Reste von Tomatensosse, Schlieren von einem Tuch, das nicht mehr ganz sauber (fettig?) war und mit dem man versuchte, den Teller notdürftig zu reinigen. Diverse, dicke Fingerabdrücke. Mir wird anders. So kommt kein Teller aus dem Geschirrspüler. Da gabs wohl einen Engpass und der erstbeste Teller wurde genommen, schnell mit einem herumliegenden Tuch ausgewischt und mir serviert. Ekelerregend. Die Beanstandung trieb dem jungen Mädchen die Tränen in die Augen und es marschierte damit zur Chefin, die ausrichten ließ, dass das nicht üblich sei in diesem Lokal. Aha, die große Ausnahme. Wir haben den Grappa und den Kaffee abgelehnt, auch als ausdrücklich betont wurde, dass der zu Lasten des Hauses ging.27 Euro war uns das Essen in dieser Umgebung zu diesen Bedingungen nicht Wert, wir haben aber selbstverständlich bezahlt und uns beim Abgang köstlich über das alte Pärchen am Nebentisch amüsiert, dass sich -trotz fortgeschrittenen Alters- immer wieder mit kleine Schmatzerchen quer über den Tisch die Wartezeit auf das dann doch nicht lieferbare Essen verkürzte.Die Heimfahrt verlief schweigend, die Enttäuschung saß mit im Fond. Nach einigen stillen Kilometern ließ Gatte verlauten: "Das war ja ein Reinfall!" Und ich war sehr geknickt, dass ich diese Kneipe vorgeschlagen hatte, die ich aufgrund der Bewertungen für ein Restaurant hielt.