4 /5
Bewertung
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Vintage Villa. Plüschsessel und Flohmarktgeschirr, weder Föhn noch Fernseher im Zimmer, aber immer frische Handtücher und täglich eine handgeschriebene Speisekarte mit nettem Sprüchlein. Es sind die Details, die verführen. Eine Wiese mit Badesteg und zornig zischender Schwanenmama gibt es auch nebenan. Ich habe diese Unterkunft blind erwählt, das Hörensagen hatte mir genügt. Und dann sagt die Taxifahrerin auf dem Weg: Die einen lieben die Villa, die anderen hassen sie. Kleiner Schreck! Aber dann ist da dieses Zimmer wie aus Kinderzeiten, die ebenso monströse wie charmante Deko-Orgie und der Weite Seeblick. Klar, den haben nicht alle und die Autostraße hört man auch in jeder Himmelrichtung, aber das vergisst Mann und Frau schnell: Das frühere Hubertusschlösschen, das heute wieder seinen vornehmen Namen einer eleganten Vorbesitzerin führt, hat Türmchen, verschiedenfarbige Ziegel, Wintergarten und große Rundbogenfenster zu bieten und so viel Atmosphäre, dass selbst Wildfremde wie einst Gutsherrenfamilien zusammen sitzen.Kumpanei gibt es keine, aber viel Behaglichkeit, auch ohne Worte. Daran haben die beiden Villa-Hoteliers den Löwenanteil. Gianni zündet schon zum (späten) Frühstück Kerzen an, wenn Gewitterwolken aufziehen. Thomas zeichnet nicht nur mit leichter Hand, er gestaltet auch die Speisen zwischen kernig und fein. Die Marillenknödel sind eine Wucht. Ein durch und durch gastfreundliches Haus. Übrigens auch für Hunde und ihre Besitzer. Zehn friedliche Vierbeiner auf der Wiese tun einem nichts, ich mochte es kaum glauben.Und sonst? Paulchen Panther überm Sofa, Zeitschriftenstapel, Bücher überall, ein Eisschrank zur Selbstbedienung, viele funzelige Leuchten, aufgeschlagene Kochbücher vorm Kücheneingang und wunderbare fast vergessene Musik der 1980er Jahre. Ein Ferientraum. Ich habe die Villa geliebt und das der Taxifahrerin heimwärts auch gesagt.