Zum zweiten Mal muß ich hier eine richtig schlechte Bewertung für einen Gasthof in der ehemaligen DDR abgeben.Das Restaurant mit dem etwas sperrigen Namen "Zur Deutschen Einigkeit" liegt in einer Kurve gelegen auf der Verbindungsstraße zwischen der Autobahn und dem Städtchen Storkow.Beruflich bedingt bin ich dort sicherlich 50 Mal vorbeigefahren. Jedes Mal mit großen Hunger, aber von dem äußeren Eindruck abgeschreckt: Graue DDR-Fassade und handgemalte große Schilder im Vorgarten "FRÜHSTÜCK!" "SCHNITZEL!" "SPARGEL!" etc. Da habe ich mich lieber in einem Richtung Autobahn gelegenen Supermarkt mit einer Tüte Chips eingedeckt.Ein Kunde von mir, ein sog. "gelernter DDR-Bürger", hat mich aber dann zu einem spätmittaglichen Essen dort "ausgeführt".Für historisch interessierte Menschen sicherlich ganz interessant. Allein die Gastraumgestaltung mit Vorhängen wie vor 30 Jahren.Na ja, dachte ich mir, dann bestelle ich mal die Spezialiät des Lokals "Schnitzel mit Salzkartoffeln". Da es auch noch die Zeit war, dazu Spargel. Nun muß man wissen, daß rund um Storkow sowohl Spargel angebaut als auch sehr große Tierzuchtbetriebe sind. Kartoffeln gibt es da auch in Menge, so daß es ein richtig regionales Gericht hätte sein können.Aber schon die Wartezeit war verdächtig. Wir waren der einzige Tisch in dem Laden und haben eine gute halbe Stunde gewartet. Dies hätte auch ein Indiz für besonders frisch gekochte Küche sein können. In dem Fall aber gab es aber ein knochentrockenes industriell paniertes kleines zähes Schnitzel, ganz dünner Spargel möglicherweise aus dem Glas (oder zumindest aus Griechenland nach einer mehrtägigen LKW-Reise) und sog. "Schweinekartoffeln", ohne angenehmen Eigengeschmack. Denn hätte man aber sowieso nicht herausschmecken können, da das ganze "Gericht" in einer merkwürdigen Kombination aus viel Bratfett und Butter zusammengehalten wurde.Anfang der neunziger Jahre war eine solche Küche noch Usus, insbesondere in der ehemaligen DDR, wo die Köche und Gastronomieleiter mangels unternehmerischer Erfolgskontrolle und Konkurrenz ihren Beruf sehr lieblos ausgeübt haben.Aber heutzutage frage ich mich: Kochen die Leute zu Hause auch so, wie sie den zahlenden Gästen die Speisen vorsetzen. Ich weiß nicht, wie man die einfachsten Gerichte wie Kartoffeln, Spargel und Schnitzel so lieblos zubereiten kann - mir ist dies in der Küche noch nicht gelungen.