5 /5
Bewertung
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Betritt man das Guth in Lauterach fällt es einem gar nicht auf, dass es sich um eines der besten Restaurants im Land handelt. Man weiß es natürlich, kommt gut gekleidet und ist etwas gespannt. Das reizende Service-Team macht es einem aber leicht loszulassen, und den Abend zu genießen.Die Akustik im Raum weniger: bei vollem Haus ist die Hintergrundmusik erstmals beim Gang aufs angenehm stille Örtchen zu vernehmen. Ein zweiter Kritikpunk (und dann ist das Negativ-Pulver auch schon verschossen): Die Leuchten mit Baldachinen zu verhüllen, um das Licht zu dämpfen, ist eine gute Idee. Konsequenterweise muss dann aber auch darauf geachtet werden, dass nichts dort zu liegen kommt, was Gäste nicht wahrnehmen wollen. Ansonsten entfaltet der Raum durchaus Vintage-Charme: Holzboden, dezent abstrakte Kunst an den Wänden, gemütliche Fauteuils, zurückhaltend eingedeckte Tische mit bemerkenswert stylischem Besteck und ein schöner Blick in den Garten, der bei unserem Besuch wetterbedingt geschlossen bleibt.Wo andernorts ein gewichtiges Konvolut überreicht wird, genügt im Guth ein gefalteter A3-Zettel: die Speisekarte. Entdeckt man die angemessenen Preise, löst sich die Restspannung fast von selbst. Spätestens beim Erblicken des Wienerschnitzels stellt sich fast schon Normalität ein. Natürlich gibt es auch elaborierte Gerichte. Als Gedeck wird Knäcke- und Nussbrot mit Gervais und Butter gereicht. Als Amuse-Gueule kommt ein Stück frittierter Hecht auf Aubergine. Ausgezeichnet. Quasi eine moderne Fish & Chips-Interpretation.Als Vorspeise für die Dame: Thai-Gemüsesalat mit Mango, gerösteten Erdnüssen & Riesengarnelen um 21,50 Euro. Garnele perfekt gegart, interessant umhüllt, von der Marinade perfekt geschmacklich unterstützt. Für den Herrn: Geschäumte Karotten-Ingwersuppe mit Schwarzbrot-Croûtons um 8,50 Euro. Die Croûtons sind mir zwar entgangen, die Suppe war aber fein. Natürlich lässt sie nicht so viel Raffinesse zu, wie die anderen Gerichte.Als Hauptspeise für die Dame: Bodensee-Zanderfilet mit Pfeffer-Pfirsichfilets, Stangenbohnen, Minze um 32 Euro. Herausragende Baby-Artischocken und Pfirsiche, der Fisch außen schön cross gebraten und innen saftig. Für den Herrn: Rotes Thai-Curryhuhn mit Zuckerschoten, Shii-Take, Koriandergrün & Thaireis um 25 Euro. Sehr stimmig, wieder leichte Schärfe vom Ingwer, sämige Sauce, die Erbsen schön knackig.Zum Nachtisch gibt es guten Kaffee. Dazu werden je zwei Stück Linzerschnitte und Schoko-Baiser gereicht. Als Nachtisch gibt es eisgekühlte Melonensuppe mit Himbeersorbet und allerlei Beeren um 14 Euro. Die Beeren haben reichlich Säure, die "Melonensuppe" ist unauffällig, das Sorbet schön fruchtig.Mit den Service-Mitarbeitern hatten wir viel Freude. Sie geben einem auf sehr natürliche Art und ohne sich anzubiedern das Gefühl, willkommen zu sein. Es bleibt kein Wunsch unerfüllt. Rechnung (ohne die Weinbegleitung): etwa 120 Euro. Fazit: Abgesehen von ein, zwei Kleinigkeiten bei der Location ein perfekter Abend.