5 /5
Bewertung
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In einigen Jahrzehnten habe ich sicherlich Oliver Gerhardts Travestie-Theater Star Treff Follies gut 15 mal besucht. Ganz früher noch in der Alten Wallgasse beheimatet, begrüßt das frei finanzierte Theater seine Gäste nun im Souterrain auf der Turiner Straße 3.Die Karte kostet im Vorverkauf 23 Euro zuzüglich einem Mindestverzehr von 15 Euro pro Person. Für diesen Preis wird man in eine schöne Scheinwelt entführt. In den letzten Jahren hat das Theater in eine vernünftige Beschallungs- und Videotechnik investiert, was der technischen Qualität der Vorstellungen zugute kommt.Die Qualität der Vorstellungen ist wechselhaft und hatte m.E. seinen Tiefpunkt im Herbst 2014 als ich mit netten Yelpern dort zu einem Besuch war. Die Ulknudel Sophie Russel, die ansonsten sehr unterhaltsam durch das Programm führte, fehlte und die ganze Show hatte erhebliche Schwächen. Möglicherweise deshalb war das Theater gestern nur zu Zweidrittel gefüllt. Diese 2/3tel haben sich allerdings bestens unterhalten. Mehrfache Zugaben und Standing Ovations inbegriffen.Gestern, am Freitag abend nun erlebte ich ein runderneuertes Ensemble ohne den Inhaber alias O´Hara alias Cher selbt.Diese Show hat mir gut gefallen und konnte an die Qualität früherer Zeiten anknüpfen. Das Programm leitete mit viel Wortwitz Jacky Channel. Die Choreographie in der Verantwortung der Actrice LaBelle dürfte mal eine Auffrischung erhalten. Ohne hoffentlich verletzend zu sein, könnten zwei der Fünf auch mal eine Auffrischung vertragen. Insgesamt aber wusste das fünfköpfige Bühnenteam in den Bereichen Tanz, Kostüme (selbstgeschneidert), Bühnenbild und Technik und Unterhaltung zu überzeugen. Bei Herrn/ Frau LaBelle und bei einem propperen, leicht knollnasigen, sympathischen Akteur blinzeln doch deutlich die männlichen Hormone durch das Kostüm. Die Illusion wirkt hier etwas unecht und eher komisch.Ein neues Ensemblemitglied (vorsicht doppeldeutig) versprüht allerdings einen unglaublichen Sexappeal, hat eine starke, fesselnde Aura und Bühnenpräsenz und tänzerische Qualitäten. Eine 100%ige Bereicherung! Nun zu den yelp-Beurteilungen: Von den Veranstaltungen mit 3-Gang-Dinner kann ich nur abraten. Das Essen ist m.M. nach mäßig und überflüssig. Ich empfehle den Freitagabend, da beginnt die ca. 2-stündige Vorstellung ohne Dinner um 21.15h. (Näheres auf der Internetseite des Theaters).Den meisten anderen Rezensenten möchte ich entgegenhalten, dass ihr hier die Vorstellung beurteilt, und nicht das Theater. Die allenthalben geäußerte Kritik am Playback und Halbplayback ist ein normales Stilmittel in der Travestie. Hier geht es mehr um Illusionen, Männer in Frauenkleidern und Tanz als um Life-Gesang.Noch ein Wort zum Mindestverzehr: Theater dieser Art kämpfen jeden Abend um ihr überleben. Der finanzielle Aufwand ist hoch und verlangt von den Theaterinhabern Einfallsreichtum. Wenn also Gäste den ganzen Abend an einer Cola (4 Euro Einzelpreis) nuckeln, haben sie Pech und zahlen am Ende 15 Euro. Wer 2 Cola oder Kölsch trinkt, zahlt auch 15 Euro und wer 4 Kölsch verträgt, zahlt 16 Euro. So schwer ist das doch nicht zu begreifen mit dem Mindestverzehr.Nach der Veranstaltung gibt es für jeden Besucher eine Freikarte, die man selber nutzen oder verschenken kann.