5 /5
Bewertung
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Ein spontanes Verlangen nach einem Ausflug brachte uns erstaunlicher weise nach St. Pölten. Genauer gesagt an den Stadtrand, nach Ratzerdorf in die Gaststätte Figl.Ein einladendes, rustikales Häuschen mit eigenen Parkplätzen gleich neben an. Man merkt, dass sich jemand bemüht, diesem alten Haus einen frischen und warmherzigen Charakter zu verleihen. Hinter dem Haus befindet sich ein spektakulärer Gastgarten mit ungefähr 8 Tischen. Sehr geräumig, viel Abstand zwischen den gemütlichen Rattan Garnituren, sehr grün und liebevoll gestaltet.Der Service lieferte, obwohl das Lokal beinahe voll war, eine tadellose Serviceleistung ab. Sofort, nachdem wir Platz genommen haben, wurden uns die Karten gebracht und ein hauseigener Aperitif angeboten, schnell und freundlich die Bestellung aufgenommen, und während unseres gesamten Besuchs kam immer wieder einer der jungen Servicemannschaft vorbei, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Großes Lob für Freundlichkeit und Effizienz. So sollte es überall sein.Wir entschieden uns, der Empfehlung des Oberkellners nachzukommen und probierten das Beef Tatar mit 62°C Ei für € 12,90, den Wolfsbarsch („mit der Schnur gefangen “) mit Spargel-Risotto um unglaublich wohlfeile € 28,50 und das Dry-Aged-Rip-Eye-Steak mit getrüffelter Erdäpfelcreme auf heißem Stein serviert um € 31,90, wenn man die Kosten von Dry Aged Beef im Kopf hat, mehr als Preiswert!Begleiten ließen wir die perfekt abgeschmeckten Speisen durch die Weinempfehlung des gut informierten Service: GV Pfarrweingarten vom Stiftsweingut Herzogenburg und Chianti Riserva von La Spinetta. Ich erfreue mich immer wieder daran, wenn man in einem Lokal zu seinem Steak einem körperreichen Rotwein mit hohem Tanningehalt offen! bestellen kann. Viele Gastronomen bieten heutzutage Steak auf Ihren Speisekarten an, vergessen aber meist auf den dazugehörig hochwertigen Wein.Insgesamt ist das Preisniveau sehr gut kalkuliert. Ehrliche Wirtshauskost wird zu einem Preis von durchschnittlich € 15,- angeboten. Gedeck um € 4,70 könnte man für St. Pölten als etwas erhöht bezeichnen, jedoch muss man sich bewusst sein, was einem hier dafür geboten wird: Tische weiß gedeckt mit Stoffserviette, comme il faut, hochwertige Tischausstattung und auf den Toiletten hängen keine Papierservietten sondern kleine Frottiertücher. Auch seitens der Küche: sowohl das Brot im Brotkorb als auch die hausgemachten Aufstriche waren sehr schmackhaft, auf höchstem Niveau jammernd könnte man vielleicht sagen, dass etwas kontrastierende Schärfe in Form eines pikanten Aufstrichs oder einer etwas schärferen Pfefferoni gut getan hätte, um den allesamt recht milden Aufstrichen und dem auch recht braven Aufschnitt etwas Paroli zu bieten.Gesättigt von den köstlichen Gerichten und dem sensationellen Grüß aus der Küche wollten wir eigentlich schon zahlen, als der Oberkellner den unwiderstehlichen Vorschlag machte, wir sollten das hausgemachte Vanilleeis probieren. Gesagt, getan. And the winner is: ... das zweifelsfrei beste Vanilleis, das mir jemals serviert wurde.Fazit: wer einen entspannten Mittag oder Abend in einem wirklich tollen Ambiente abseits der „großen“ Stadt verbringen möchte, sollte die Fahrt nach Ratzerdorf auf sich nehmen. Perfekter Service, guter Wein und ebenso gute Haubenküche.