1 /5
Bewertung
★
Wir sind als 5-köpfige Touristenfamilie (zu Fuß) leider bei diesem Restaurant gelandet, da alle soliden Restaurants zur Mittagsstunde keinen Platz mehr für uns entbehren konnten.Auch in diesem "Etablissement" schien zunächst nur der Stammtisch unbesetzt zu sein. Bei diesem handelte es sich um eine steinige Sitzecke mit OP-Saal Beleuchtung und einer verschmutzten Tischdecke. Wir wechselten an den kleinsten Tisch der Welt und nahmen die Möglichkeit wahr, dass die 5. Person mit breiten Beinen neben einem Abstellregal (das seit Jahrzehnten keinen Putzlappen mehr gesehen hat) sitzen musste, da die Knie nicht mehr unter das "Nachtkästchen" passten.Jäh kam die fairerweise freundliche, motivierte und kernige Bedienung, mit stets einem positiven Lächeln auf den Lippen und nahm die Bestellung auf.Nach mehr als einer Dreiviertelstunde des Hungers und Leids, konnten selbst die aufgedruckten, geflügelten Insekten auf der Tischdecke den Hunger nicht mehr mindern. Ein Glück blieb so mehr als genügend Zeit, den unendlich lauten Föhn auf den Toiletten zu testen und das Guinnesbuch der Rekorde von 1994, aus dem restauranteigenen Inventar, vollständig durchzulesen. Das Essen kam mit den folgenden Highlights:- Der Sauerbraten entsprach einem durchgekochten Winterreifen, noch blutig, den der Koch wohl "vielläicht zu früüü räusgenömmen hät" Die zugegebnermaßen großen Klöße waren eher Medium als durch und liegen mir während dem Verfassen dieser Zeilen noch schwer im Magen; ähnlich der Steine beim Wolf mit den 7 Geißlein. - Das Blaukraut war verkocht und den fraglichen Abgang des Krauts schmeckt man noch nach 40 km Autobahnfahrt.- Das lange Haar in den Dosenravioli wurde offensichtlich nachträglich, während des "Kochvorgangs" eingefügt und vermittelte den Eindruck, das einzig Organische im Gericht zu sein.- Bratwurst, Kartoffelbrei und Sauerkraut waren OK. Die beste Zutat war jedoch der Senf.- Beim Flammkuchen gehen die Meinungen weit auseinander ... jedenfalls wurde sich auf "unbeschreiblich" geeinigt. Immerhin konnte er mit vereinten Kräften zur Gänze bewältigt werden.Der Preis betrug um die 55€ und war aufgrund der Qualität der Gerichte und des außergewöhnlichen Geschmackserlebnisses eindeutig überteuert. Als wir das Restaurant verließen und herausfinden wollten, in welchem Kleinod der Thüringer Küche, mit Flair der Endphase der DDR wir gespeist hatten, ließ sich beim besten Willen kein Name an der Außenfassade erkennen. Der Blick auf die Rechnung offenbarte die größte Überraschung des Tages. "PIZZERIA LA PERLA Herrn. Dr. Kerner"Das war also eine Pizzeria??? Auf der Speisekarte wurde "Gasthaus am Göthehaus" angeführt, weshalb wir davon ausgingen, uns dort zu befinden. Wir waren also in zwei Gaststätten gleichzeitig, von denen wir KEINE VON BEIDEN empfehlen können.Der Besuch lässt sich unter dem Motto: "Kochen ist Glücksache" zusammenfassen. Doch wird niemand jemals in diesen dunklen und schlecht dekorierten Hallen, mit 70-er Jahre Teppich und Styropor an den Decken, sein Glück finden. Der eine Stern ist für den Senf und den lauten Föhn auf dem Klo, der sich stets bemühte aber unter dem Druck zusammenbrach. Liebe Grüße, Der Mallo